Zur Person

Bernd Fesel

Bernd Fesel studierte Betriebswirtschaft und Philosophie in Heidelberg und Bonn. Seit 1990 im Kunstmarkt tätig, wurde er 1997 Geschäftsführer des Deutschen und später des Europäischen Galerienverbands. Er war Sprecher des Kunstrates Deutschland und Mitglied im Deutschen Kulturrat. 2003 gründete er das Büro für Kulturpolitik und Kulturwirtschaft und arbeitete als Berater für die Deutsche UNESCO Kommission und das Auswärtige Amt. Von 2004 bis 2009 organisierte er die erste Nationale Tagung für Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin, ab 2010 den European Creative Industries Summit in Brüssel.

Bernd Fesel war Stellv. Direktor bei der Europäischen Kulturhauptstadt RUHR.2010 in Essen und von 2011 bis 2019 Senior Advisor am european centre for creative economy (ecce) in Dortmund. Fesel ist Gründungsmitglied und Direktor des European Creative Business Network (ECBN) mit Sitz in Rotterdam, das mit 140 Mitgliedern in 28 Staaten die Interessen der europäischen Kultur- und Kreativwirtschaft in Brüssel vertritt.

Seit 2019 leitet Bernd Fesel die Bewerbung auf eine Ausschreibung des European Instituts for Innovation and Technology (EIT) für eine Euopäische Innovationsagentur der Kreativwirtschaft, genannt Creative KIC. Die Bewerbung umfasst ein Konsortium aus 50 Partnern aus ganz Europa und wird vom Land NRW sowie mehr als 15 Partnern aus Europa gefördert.

Bernd Fesel zu seinem Themenfeld:

„Die Kultur- und Kreativwirtschaft wurde von der EU-Kommission im September 2020 als eine von 14 zentralen Branchen für den Post-Covid19 Wiederaufbau Europas identifiziert. Im März 2019 bezeichnete das EU-Parlament die Kultur- und Kreativwirtschaft als eine Industriebranche auf Augenhöhe mit der Raumfahrt sowie der Energie- und Gesundheitswirtschaft.

Diese Anerkennung von Kunst und Kultur eine der zentralen Wirtschaftsbranchen – und auch Arbeitgeber für rund 12 Mio. Menschen in Europa – ist von Nation zu Nation, von Region zu Region und von Stadt zu Stadt sehr verschieden – um nicht zu sagen strittig, obwohl die Wissenschaft und Forschung sich im Befund einig sind, hier einige Zahlen:

In Deutschland sind im Jahr 2019 in der Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) 1,8 Million Menschen erwerbstätig, davon rund 976.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Es gibt 258.000 Unternehmen in der KWW, die einen Gesamtumsatz von 174 Mrd. Euro erzielen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nahm 2019 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4,11 Prozent zu.

In Europa erzielt die KKW mit 509 Mrd. Euro einen Anteil an der Europäischen Bruttowertschöpfung in Höhe von 5,3% und beschäftigt rund 12 Mio. Menschen.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft wird nicht nur oft wirtschaftlich unterschätzt, sondern auch in ihrer Rolle als Impulsgeber und Innovator für die Gesellschaft, insbesondere für Städte, Quartiere und die digitale Wirtschaft. Auch ihre Rolle in der globalen Platformökonomie wird oft übersehen – z.B. die App-Ökonomie. Ein Grund hierfür sind möglicherweise die verschiedenen Definitionen von KKW in ganz Europa – von der deutschen Definition, die auf unter KKW Angehörige der freien Berufe sowie Klein- und Kleinstbetriebe subsumiert, die „überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen versteht. Der öffentliche Sektor im Kultur- und Kreativbereich mit Museen, Theatern, Orchestern sowie Fernsehanstalten bleibt außen vor – obwohl er sowohl ein großer Arbeitgeber wie auch Investor in Innovationen ist. Im europäischen Ausland wird der öffentlichen Sektor einbezogen und zudem noch andere Branchen unter die KKW gezählt – vom Kulturerbe (Italien) über Gastrononomie/Cousine (Frankreich) bis zu Design Thinking (Die Niederlande).

2021 starten die EU-Kommission und sowie rund 50 Regionen in Europa neue Politiken und Programme in Höhe von mehr als 3,5 Mrd Euro um mit Hilfe von Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen – ob im Bereich Nachhaltiger Tourismus, Nachhaltige Kultur-Institutionen, Smart Cities und vor allem dem Neustart und Wiederaufbau der Kreativwirtschaft nach der Covid-19 Krise.“