30 Jahre Kulturmanagementlehre an der HfMT – Rückblick, Einblick, Ausblick
Der älteste Kulturmanagement-Studiengang Deutschlands ist 30 geworden! Das wurde am 18. November 2017 groß gefeiert. Über 300 Gäste folgten der Einladung des Instituts für Kultur- und Medienmanagement und strömten ab 18:00 Uhr ins Foyer der Hochschule. Bei einem Glas Sekt trafen die unterschiedlichsten Wegbegleiter der letzten 30 Jahre aufeinander – aktuelle und ehemalige Präsenz- und Fernstudierende, Dozentinnen und Dozenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus HfMT und Institut KMM, Unterstützerinnen und Unterstützer. Viele hatten sich seit Jahren nicht gesehen, und viele waren von weither angereist.
Um 19:00 Uhr waren die Zuschauerreihen des aufwändig renovierten Forums sehr gut besetzt und es herrschte feierliche Stimmung. Die Pianistinnen Linda Leine und Daria Marshinina eröffneten das Programm mit dem Satz Feria aus der „Rapsodie espagnole“ von Maurice Ravel.
Rückblick
Hochschulpräsident Prof. Elmar Lampson begrüßte als Hausherr Studierende, Lehrende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Alumni, Freunde und Förderer des Instituts KMM und der Hochschule. Einen ganz besonderen Dank richtete er an den anwesenden Ehrenpräsidenten der HfMT, Prof. Hermann Rauhe, dessen pionierhafte Idee und zielstrebige Umsetzung im Jahr 1987 zur Gründung des Studiengangs Kulturmanagement geführt hatte.
Das Grußwort der Stadt Hamburg sprach Katharina Fegebank, Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung . Sie würdigte die wichtige Rolle der HfMT für Hamburg und fand wertschätzende Worte für die innovative Idee, einen Studiengang Kulturmanagement ins Leben zu rufen. Die Umsetzung dieser Idee habe sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, und sie sei der Einladung zum 30-jährigen Geburtstag auch deshalb gerne gefolgt. Die Kulturwirtschaft als Standortfaktor sei für Hamburg von großer Relevanz – und die Stadt werde hier auch künftig verlässlicher Partner und Unterstützer sein.
Die Moderatorin des Abends, Iris Siegfried – selbst KMM-Alumna und inzwischen Dozentin am Institut – dankte Frau Fegebank für die inspirierenden Worte und bat einen der Gründerväter des Studiengangs auf die Bühne.
Prof. Dres. h.c. Manfred Lahnstein, Bundesminister a.D. und vor 30 Jahren im Vorstand der Bertelsmann AG, warf einen Blick zurück auf die Gründungsgeschichte des Studiengangs. Hermann Rauhe habe für die Idee eines Studiums Kulturmanagement gebrannt, und es sei ihm gelungen, entschlossene Mitstreiter zu finden und zu begeistern. Diese Gruppe von Initiatoren habe sich auch von Skeptikern und finanziellen Hürden nicht einschüchtern lassen. In seinen Anfängen ganz von Honorarprofessoren getragen, war das Kulturmanagementstudium nahezu kostenneutral für die Hochschule. Dieses innovative Konzept habe schnelles Wachstum ermöglicht, das wiederum bald weitere finanzielle Unterstützungen nötig machte. Auch diese wurde gefunden, vor allem zu nennen sei hier die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die ab 1998 die Stiftungsprofessur von Prof. Dr. Friedrich Loock finanzierte. Nun 30-jährig sei das Institut gut aufgestellt, die frühe Orientierung der Lehre am Institut KMM auf die Bedarfe der relevanten Arbeitsmärkte habe sich bewährt, folglich seien heute KMM-Absolventen an den Schlüsselpositionen der deutschen Kulturlandschaft zu finden.
Nachdem Moderatorin Iris Siegfried dem Festredner für seine Worte und sein langjähriges Engagement gedankt hatte, bat sie eine weitere tragende Säule des Instituts auf die Bühne. Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Ruzicka hat – neben seinen hauptamtlichen Tätigkeiten u.a. als Intendant der Hamburger Staatsoper und der Salzburger Festspiele – als Dozent Generationen von KMM-Studierenden in Bühnentarif- und Leistungsschutzrecht unterrichtet und durch die Masterprüfungen begleitet. Nach 30-jährigem Ehrenamt hat Prof. Ruzicka nun seinen Abschied zum Jahresende angekündigt. Im Namen des Instituts dankte Iris Siegfried für die vorbildhafte Lehrtätigkeit und befragte Peter Ruzicka im Interview auch nach seinen Zukunftsplänen. Ruzicka gab an, sich u.a. künftig noch intensiver seiner Komponistentätigkeit widmen zu wollen.
Einen Eindruck dieses Schaffens gewährten Alina Azario (Klavier) und Valentin Radutiu (Chello). Sie interpretierten das als schwer zu spielen geltende „Rezitativ für Violoncello und Klavier“ von Peter Ruzicka auf virtuose Weise.
Nach diesem musikalischen Highlight bat die Moderatorin Prof. Asmus Hintz auf die Bühne. Auch der Ex-Yamaha-Manager ist in bester Weise als KMM-Urgestein zu bezeichnen, ist doch in 30 Jahren vermutlich kein Studierender des Instituts an seinen Vorlesungen vorbeigekommen. Für seine Verdienste wurde Prof. Hintz vom Hochschulpräsidenten die HfMT-Ehrenmedaille verliehen. In typisch Hintz’scher Manier dankte der Geehrte in einer Rede, in der er die drei Stationen des Jubiläumsabends im Schnelldurchlauf beleuchtete: Rückblick, Einblick, Ausblick in Sachen Kulturmanagementlehre und Institut KMM. In seiner Vision sei das Institut KMM im Jahr 2030 das weltweit führende Institut für Cultural Leadership Education.
Als Überraschungsgeschenk wagte sich Prof. Hintz dann – erstmals vor großem Publikum – an einen Flügel und sang seinen eigens für diesen Anlass getexteten Song „Der Kult-ur-Manager“ frei nach dem Georg-Kreisler-Stück „Der Standesbeamte“.
Einblick
Iris Siegfried dankte all jenen, die bis hierher die Anfangszeit des Instituts beleuchtet haben haben und kündigte einen Perspektivwechsel mit dem nächsten Programmpunkt an. Der folgende Film, produziert unter der Federführung von Johannes Dam, KMM-Präsenzstudierender im 27. Jahrgang, gebe einen Einblick ins Institutsleben aus Sicht der aktuellen Studierenden. In dem unterhaltsamen Einspieler kamen Mitarbeiter und Studierende zu Wort – und viele Gäste der frühen Jahre erhielten auch einen Eindruck von den heutigen Institutsräumlichkeiten in Altona, die erst im Jahr 2012 das KMM-Zuhause wurden.
Auf die Bühne gerufen bezeichnete Prof. Dr. Friedrich Loock dann auch den Umzug in die Räume des ehemaligen Altonaer Finanzamtes als richtigen und wichtigen Schritt seiner 17-jährigen Zeit an der Spitze des Instituts KMM. Iris Siegfried befragte Loock nach dessen – auf eigenen Wunsch im Oktober 2015 angetretenen – „Urlaub ohne Dienstbezüge“, und Loock gab Auskunft über die von ihm initiierte Gemeinnützige Gesellschaft EmMi LuebesKind, die sich der Belange von Kindern annimmt, die nicht in ihrer Ursprungsfamilie aufwachsen können. Loock dankte aber auch all den Begleiterinnen und Begleitern seiner Zeit am Institut KMM und kündigte an, dass er im Oktober 2018 wie geplant zurückkehren werde.
Prof. Dr. Reinhard Flender, seit Oktober 2015 Leiter des Instituts und damit auch Impulsgeber der Jubiläumsfeierlichkeiten, die bis in den Januar 2018 hineinreichen, stellte in seiner Rede die Entwicklung des Instituts KMM von einer Fachgruppe des Dekanats III hin zu einem eigenständigen Dekanat im Juli 2016 dar. Er dankte den KMM-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ebenso, wie den Sprecherinnen und Sprechern der Fachgruppen, die unter seiner Institutsleiterschaft konstituiert wurden. In bewährter KMM-Tradition leiteten auch im Jahr 2017 noch § 17-Professorinnen und Professoren vier der sechs Fachgruppen. Ohne dieses einmalige Engagement von Prof. Dr. Dirk Dünnwald, Prof. Dr. Andreas Hoffmann, Prof. Dr. Bettina Rothärmel und Prof. Manuela Rousseau wäre die erfolgreiche Institutsentwicklung nicht möglich gewesen.
Zusammen mit Moderatorin Iris Siegfried bat der Institutsleiter dann Prof. Manuela Rousseau auf die Bühne. Nicht nur das 30-jährige Studiengangsjubiläum sei zu feiern, sondern auch 25 Jahre Lehrtätigkeit der Beiersdorf-Aufsichtsrätin und Sprecherin der KMM-Fachgruppe Stiftungen und Fundraising. Prof. Rousseau reagierte ihrerseits mit einem Dank: In der Tat investierten sie selbst und andere ehrenamtliche Professorinnen und Professoren in erheblicher Weise in ihre Lehrtätigkeit. Andererseits empfinde sie die Arbeit im KMM-Umfeld nach wie vor als äußerst bereichernd. In 25 Jahren seien Freundschaften mit Lehrenden und auch mit Studierenden entstanden. Mit einem großen Blumenstrauß bedankte sich Prof. Dr. Flender bei Frau Prof. Rousseau.
Eine weitere Danksagung richtete der Institutsleiter an Prof. Dr. Andreas Köster. Dessen Initiative war es zu verdanken, dass das Institut KMM im Jubiläumsjahr seine zweite Stiftungsprofessur bekam. Als Vorstand der Adalberz Zajadacz Stiftung ermöglichte Prof. Köster eine auf vier Jahre ausgelegte Stiftungsprofessur für Innovation durch Digitalisierung, die Prof. Dr. Martin Zierold zum 1. Oktober 2017 angetreten hat. Prof. Dr. Flender bezeichnete diese Entwicklung als eine wesentliche Weichenstellung, die es dem Institut KMM ermögliche, die erfolgreiche Arbeit der letzten 30 Jahre fortzusetzen und sowohl inhaltlich als auch strukturell weiter zu entwickeln.
Ausblick
Letzter Redner des offiziellen Festprogramms war dann auch der Inhaber der Stiftungsprofessur. Als neuer Kollege, der zur Rückschau nicht beitragen könne, formulierte Prof. Dr. Martin Zierold drei Perspektiven zur Zukunft des Kultur- und Medienmanagements und damit natürlich auch zur Zukunft des Instituts KMM – eine radikale, eine abgeklärte und eine skeptische. Dabei warb er für den Versuch, Skeptiker und Optimist zugleich zu sein. Für das Kulturmanagement der Zukunft bedeute dies die Anforderung, „Change Maker“ auszubilden, die in der Lage seien, Zukunft zu gestalten, indem sie Veränderungsbedarf und Bewahrenswertes identifizierten. Dafür brauche es skeptische Tugenden, die es zu lehren und zu lernen gelte. Kulturmanager sollten Absolutismen misstrauen, Fragen stellen, Experimentieren, Widersprüche und Paradoxien anerkennen und aushalten, sich das eigene Nicht-Wissen bewusst machen und als Antwort darauf nicht endende Neugierde setzen. Das Institut KMM sei für diese Zukunftsausgabe besser gerüstet als viele andere Ort von Forschung und Lehre: Es habe eine Herkunft, eine Geschichte – und wenn es gelinge, die Haltung einer konstruktiven Skepsis für das Kulturmanagement weiterzuentwickeln, dann werde es künftig für Wirtschaftsunternehmen möglich sein, ebenso von Kulturorganisationen zu lernen wie umgekehrt. Für eine solche Weiterentwicklung der Idee des Kulturmanagements sei die Heimat des Instituts KMM an der künstlerischen Hochschule für Musik und Theater eine hervorragende Basis.
Abgeschlossen wurde das Programm durch Abram Chasins „Carmen Fantasy“, wiederum aufgeführt von den Pianistinnen Linda Leine und Daria Marshinina.
Vielfach gedankt wurde von verschiedener Seite Johannes Dam und Nadine Schwalb, beide Studierende des 27. Jahrgangs im KMM-Präsenzstudium. Als Organisationsteam haben sie über Monate ihre kulturmanagerialen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Ihnen ist das Gelingen des Festabends zu einem großen Teil zuzuschreiben.
Nicht vergessen sind die ungezählten Beteiligten an Planung und Umsetzung der Jubiläumsfeier. Prof. Dr. Bettina Rothärmel und Prof. Manuela Rousseau, die das Programm geplant haben, Linda Leine, Daria Marshinina, Alina Azario und Valentin Radutiu, die für die Musik sorgten, Iris Siegfried, die moderierte, helfende Köpfe und Hände von HfMT und Institut KMM bei den Vorbereitungen, beim Betrieb des Forums, beim Catering, der Garderobe und an vielen anderen Stellen – Dank an alle, die hier nicht namentlich genannt werden können!
Nicht zuletzt sorgten großzügige Zuwendungen von Prof. Klaus-Michael Karnstedt, der Hermann-Rauhe-Stiftung, der Claussen-Simon-Stiftung und dem Alumniverein KMM Netzwerk e.V. dafür, dass die Gäste sich im Anschluss im Foyer der Hochschule bei leckerem Fingerfood und Getränken austauschen, wiedertreffen, neu vernetzen konnten.
Schön veranschaulicht wurde das große und aktive KMM-Netzwerk auf der von KMM-Fernstudierenden als Jubiläumsgeschenk angefertigten „KMM-Weltkarte“. Karola Athmer, Hedwig Day, Nadine Schwalb und Johannes Dam hatten aktuelle KMM-Studierende und Alumni angeschrieben – und sämtliche Rückmeldungen samt derzeitiger Wirkungsstätte per Fähnchen auf der Weltkarte sichtbar gemacht.
Zu hervorragenden Stimmung des geselligen Teils des Abends trug auch die aufgestellte Fotobox bei, in der sich die Gäste in unterschiedlichsten Kombinationen noch Stunden nach Ende des offiziellen Programms zu Jubiläumsschnappschüssen zusammenfanden.