Vom 26.-30. Mai 2014 führte die KMM-Exkursion Studierende aus dem Präsenz- und Fernstudium sowie Mitarbeiter des Instituts raus aus dem stürmischen Hamburg, rein in die kleine, charmante und vor allem historische Stadt Brügge. Brügge ist die Hauptstadt der Region Westflandern und befindet sich im Nordwesten Belgiens. Nach einer zehnstündigen Busfahrt tauchten die KMMler schließlich in das vielleicht nicht ganz so wilde, aber dafür wunderschöne Brügger Stadtleben ein. Ein paar Studierende berichten von ihren Erlebnissen rund um das belgische Bier, jede Menge kulturelles Treiben und die kleinstädtische Gemütlichkeit.
Stadtrundgang ‚Brügge sehen und sterben‘
Gleich am ersten Tag stand eine Stadttour bevor und ein jeder wusste so ungefähr, was für Eindrücke ihn erwarten würden… Denn die von KommilitonInnen aus dem Präsenzstudiengang 24/25 organisierte Stadttour „Brügge sehen und sterben“ orientierte sich an dem gleichnamigen Film, den wir gemeinsam im Bus auf der Hinfahrt geschaut hatten. Sieben Kurzreferate, gehalten von Mitreisenden, sollten uns einen umfangreichen Überblick über die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten verschaffen.
Der erste Punkt unseres Stadtrundgangs ließ uns an der Jerusalemkirche halten, einer im 15. Jhd. erbauten Kirche, die sich noch heute in Privatbesitz befindet. Referiert wurde über den geschichtlichen Verlauf und die Konstruktion der Kirche. Der Weg führte uns weiter über die Verversdijk, Spinolarei hin zu der Jan van Eckplein-Statue. Stolz blickt der weltberühmte Maler Jan van Eyck monumental auf den Platz, der seinen Namen trägt. Starken Schrittes ging es nun zum Herzen der Stadt: Direkt am Marktplatz steht der Belfried, das Wahrzeichen von Brügge. Wer seinen Turm über 366 Stufen besteigt, genießt einen unverbauten Blick über Brügge. Anschließend spazierten wir weiter zur Basilius-Kirche. Sie wurde im 12. Jahrhundert im romantischen Stil errichtet und beherbergt eine große Anzahl an Kirchenschätzen. Über den Fischmarkt und Rozenhoedkaai gelangten wir zum Groeningmuseum, das wir zunächst nur von außen betrachteten. In der Brügger Museenlandschaft ist das Groeningemuseum für die Ausstellung weltberühmter Kunstwerke aus sechs Jahrhunderten zuständig. Darunter sind Werke von Jan van Eyck und Hans Memling, die den Ruf flämischer Kunst nachhaltig geprägt haben.
Über einen kleinen, idyllischen Weg gelangten wir nun in einen Hof. Das im Arentshof befindliche Brangwyn-Museum birgt die Sammlungen des englischen Künstlers Brangwyn, der bemerkenswerte Stücke aus Silber, Kupfer, Keramik und Porzellan hinterließ. Über die romantische Bonifatiusbrücke ging es weiter zum Innenhof des Gruthuse-Museums, das in 22 Sälen eine reiche Sammlung von Altertümern und Kunstgewerbe zeigt.
Der letzte Punkt unserer Führung war die Liebfrauenkirche, deren Anfänge in das 13. Jahrhundert zurückreichen. Auf dem Platz davor kreuzten viele Touristen unseren Weg. Die Huftritte der Pferdekutschen, die Touristen durch die Stadt chauffieren und das laute Gemurmel der Touristengruppen und Schulklassen erschwerte das Referat über dieses Baudenkmal.
Dennoch – trotz mancher Beschwerlichkeiten und Komplikationen: Es wurde ein sehr guter und schöner Tag, der uns Brügge und seine Sehens- und Liebenswürdigkeiten näher gebracht hat.
Absolute Art Gallery
Vor Ort empfing uns Miguel De Backer, der die Galerie gemeinsam mit seinem Bruder Yoeri nun leitet. Miguel weihte uns in die Kauf- und Verkaufspolitik des Betriebs ein und überraschte uns mit seiner emotionalen, trotzdem wirtschaftlichen und sehr überzeugten Sicht auf den aktuellen Kunstmarkt.
Ein interessanter und kurzweiliger Besuch, der Lust auf weitere Einsichten hinter die Kulissen machte.
Gespräch mit Steven Slos
Am Mittwoch Morgen besuchten wir Brügges kulturpolitischen Koordinator und Berater Steven Slos, der sich 1,5 Stunden Zeit für uns nahm. Herr Slos berichtete uns zunächst über den besonderen Stellenwert, den die (Hoch-)Kultur in Brügge aufgrund der Einmaligkeit der mittelalterlichen Altstadt genießt. Vor allem in die Restauration und die Museen werde viel investiert. Dies bedeute aber auch, dass die breite Masse der Bewohner (die sowieso außerhalb des Stadtkerns in den neueren Gebieten lebt) nicht direkt involviert sei – sich aber auch nur schwer z.B. für das klassische Theater begeistern lasse. Themen also, wie wir sie auch hier in Deutschland kennen. Brügge hat deshalb das Community Arts Program ins Leben gerufen, das den kreativ-kulturellen Dialog in den Wohngegenden beleben soll. Die Tatsache, dass Brügge zur Kulturhauptstadt Europas 2002 ernannt wurde, war laut Slos ein wichtiger Schritt für die Stadt. Möglicherweise werden auch die Absolventen des noch relativ frischen Studiengangs Kulturmanagement (Cultuurmanagement) an der Katholischen Hochschule Brügge VIVES in Zukunft mit Slos zusammenarbeiten und die Kulturpolitik mit neuen Impulsen versorgen.
Museen
Am späten Mittwochnachmittag hat sich die Gruppe auf drei verschiedene Museen aufgeteilt: Das Brauerei Museum ‚De Halve Maan‘, das Gruuthusemuseum und das Groeninge Museum.
Im Brauerei Museum erfuhr die Exkursionsgruppe alles Mögliche über die Herstellung von Bier. ‚De Halve Maan‘ ist die einzige Familienbrauerei im Zentrum von Brügge, die immer noch aktiv ist. Im Jahr 2005 hat die Brauerei ein neues Bier (‚Brugse Zot‘) entwickelt. ‚Brugse Zot‘ ist einzige Bier, das heutzutage noch in der Altstadt von Brügge gebraut wird. Am Ende der Führung erwartete die Studenten den wichtigsten Teil: Ein gratis ‚Brugse Zot‘ zu probieren!
Nach einem Rundgang durch das Gruuthusemuseum gab Aleid Hemeryck, die Kuratorin des Brüggemuseums, eine Einführung in die Museumslandschaft Brügges und Informationen über die Rolle des Gruuthusemuseum als zukünftiges ‚Stadt‘-Museum. Das Gruuthusemuseum liegt in einem herrlichen Stadtpalais in der Brügger Altstadt. In den kommenden Jahren wird das Museum renoviert und alle Gegenstände, die auf die Geschichte zwischen dem 15. und dem 19. Jahrhundert hinweisen, werden entfernt. Frau Hemeryck erzählte, dass das Gruuthusemuseum damit in das ‚Brüggemuseum‘ verwandelt wird.
Concertgebouw Brugge
Ein Parkhaus oder doch ein Krematorium? Im Südwesten von Brügge überragt ein massives Gebäude die mittelalterlichen Häuschen. Mit seiner kantigen, asymmetrischen Fassade in Terracotta sticht es heraus aus der Umgebung – das „Concertgebouw Brugge“, das Konzerthaus der belgischen Architekten Paul Robbrecht und Hilde Daem.
Der rote Ziegelbau mit der ungewöhnlichen Form wurde 2002 eröffnet, als Brügge Kulturhauptstadt Europas war. Das Foyer mit verschiedenen Rampenebenen und rohen Betonwänden versprüht den Charme einer Tiefgarage. Unprätentiös und bodenständig kann man es auch nennen, kein Ort für Pelzmäntel und die übliche Konzerthaus-Schickeria.
Die Architekten setzen auf Tageslicht und Transparenz, erklärte uns der Guide. Dafür haben sie Tageslicht im Konzertsaal, einen gläsernen Lift und große Fenster integriert. Die Tonmeister arbeiten bei Aufnahmen in einsehbaren Glaskabinen, außerdem sind Videoübertragungen auf die Außenfassade möglich. Ein Haus für alle – das soll das Concertgebouw Brugge sein. Public Viewing bei der WM auf der Außenfassade ist allerdings noch nicht geplant.
Besonderer Wert wird auf die bestmögliche Akustik gelegt: Das Gebäude ist auf 4000 Federn errichtet – eine Bautechnik aus Erdbebengebieten. Das Concertgebouw Brugge ist somit vor akustischen Erschütterungen sicher – vor allem vor dem Straßenlärm, verstärkt durch das Brügger Kopfsteinpflaster.
Heute liegt der Programmschwerpunkt des Konzerthauses auf zeitgenössischem Tanz und klassischen Konzerten, mit einem Ensemble in residence: dem Orchester Anima Eterna. Die verschiedenen Räume mit Blick über die Stadt, die variable Ausstattung, Übersetzerkabinen im großen Saal und die freie Bestuhlung des Kammermusiksaals machen das Concertgebouw Brugge zu einem multifunktionalen Veranstaltungsgebäude.
Oostende
Der letzte Tag unserer Reise startete sehr entspannt am Strand von Oostende. Neben einem breiten Sandstrand und den rauschenden Wellen erwartete uns dort ein kleines, aber feines Hafenfest. Die meisten KMMler nutzten die Gelegenheit die kulinarischen Köstlichkeiten zu probieren, die umliegenden Museen zu besuchen oder im Sand zu sitzen und den Wellen zuzusehen. Ein gelungener Vormittag zum Erkunden der Umgebung von Brügge.
Eine rundum gelungene Fahrt, die besonders durch das Engagement aller Mitreisenden und der tollen Vorbereitung durch das Organisationsteam aus Reihen der Studierenden. Nun beginnt bereits die Planung für das kommende Jahr, in dem KMM wieder an einen internationalen Kulturort reisen wird.
Text: Gillian Bradtke, Stephanie v. Brünneck, Paul Grziwok, Nele Marx, Leonie Petersen, Tom Zimmermann // Bilder: privat
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